Von einer Geschlechterdemokratie spricht mensch, wenn Frauen sowohl quantitativ als auch qualitativ gleichberechtigt partizipieren. Wenn die Dominanz der Männer in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen abgebaut und Männlichkeit als gesellschaftsstrukturierendes Prinzip abgelöst wurde. Kurz und knapp: wenn Frauen die Hälfte der Macht haben und zwar überall: in der Wirtschaft, in der Politik, im Privatleben. Artikel von Katrin Schmidberger für die Brennessel der Grünen Jugend Bayern.
Die Demokratie zwischen beiden Geschlechtern ist eines der Ziele der Grünen Jugend und von Bündnis 90/Die Grünen. Um das zu erreichen, gibt es neben Frauenförderung (z.B.Mentoring) unter anderem die Frauenquote. Diese schreibt vor, dass mindestens die Hälfte der zu besetzenden Ämter von Frauen ausgeübt werden. Da Frauen oft in anderen Lebenssituationen stecken (z.B. Alleinerziehende), ist es besonders wichtig, dass deren Blickwinkel in die Politik ebenfalls einfließt. Zumal Frauen oft von politischen Entscheidungen genauso – wenn nicht sogar mehr – betroffen sind. Die Frauenquote mag für manche von euch vielleicht ein alter Zopf sein, den es abzuschneiden gilt. Und manche – und zwar sowohl Mann als auch Frau – empfinden diese vorgeschriebene Quote als ungerecht. In einem gewisse Maße ist sie das auch. Die Frauenquote ist eine Korrektur unfairer und diskriminierender Strukturen. In Kommissionen und anderen Gremien in der Politik, die für die Auswahl von Personal zuständig sind, sind häufig ausschließlich Männer vertreten, in der Wirtschaft sind es zumeist Manager und keine Managerinnen. Und da (bei vielen vielleicht auch unbewusst) noch immer die tradierten Rollenbilder wirken, nach denen Frauen z.B. für Führungspositionen angeblich nicht geeignet sein, setzt sich so die ungerechte männliche Dominanz fort. Die Quote bricht damit und erlaubt es den Frauen sich eine Art „Brückenkopf“ zu erobern. Bestes Beispiel ist die Erfolgsgeschichte der grünen Frauenquote und deren Auswirkungen auf die Parteienlandschaft und die gesamte Gesellschaft: Vor dem Einzug der Grünen in den bayerischen Landtag dümpelte dort der Frauenanteil bei knappen 7 Prozent. Das kleine Grüppchen grüner Abgeordneter schaffte es, 1986 dies auf einen Satz auf 12,3 Prozent zu erhöhen. Mittlerweile werben alle Parteien gezielt um weibliche Kandidatinnen, um Wählerinnen zu gewinnen. Es gehört mittlerweile zum guten Ton auch ein paar Frauen auf der Liste zu haben, bei jeder Partei. Es hat sich gezeigt (auch bei der Grünen Jugend), dass viele Frauen, die dank der Frauenquote in ein Amt gewählt wurden, heute viel Engagement und kompetente Arbeit leisten, manchmal besser und manchmal schlechter als der ein oder andere Mann. Die Frage ist nur, hätten sie es auch ohne Quote geschafft? Wenn sie nicht gefragt worden wären, hätten sie dann kandidiert? Wenn nicht die Notwendigkeit bestanden hätte nach einer Kandidatin Ausschau zu halten, wären sie dann überhaupt gefragt worden? Zu denken, allein durch eine Frauenquote schafft mensch die Gleichberechtigung von Mann und Frau, ist naiv. Aber sie ist ein wirkungsvolles und notwendiges Mittel, um diesem Ziel näher zu kommen. Quantitative Gleichberechtigung kann durch die Frauenquote erreicht werden, denn sie verschafft Frauen 50% der „Machtpositionen“. Qualitative Gleichberechtigung besteht jedoch darin, dass Frauen genauso am Treffen von Entscheidungen beteiligt sind wie Männer, ihre Argumente genauso anerkannt sind und sie Politik machen können wie sie es wollen, ohne sich dem Stil der Männer anpassen zu müssen. Und das haben wir noch lange nicht erreicht.
Ich will, dass wir die Frauenquote eines Tages nicht mehr brauchen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg und ich werde mich dafür stark machen. Frauenförderung hört nicht mit der Quote auf, sie fängt erst mit ihr an!
Zuerst erschienen im SPUNK.