Mitten in Kreuzberg, in der Wrangelstraße 30, leistet der Unterschlupf e. V. jeden Tag stille, aber unverzichtbare Arbeit. Der Tagesaufenthalt richtet sich an wohnungslose Frauen, FLINTA und nicht-binäre Personen, Menschen, die besonders von Wohnungslosigkeit betroffen sind und zugleich in vielen Hilfestrukturen nicht ausreichend mitgedacht werden. Der Unterschlupf bietet nicht nur Schutz, sondern einen Raum zum Ankommen, Durchatmen und Krafttanken. Hier gibt es warme Mahlzeiten, Duschen, Wäsche, Beratung, kreative Angebote und vor allem eines: ein Gefühl von Sicherheit und Würde.
Gerade für obdachlose Frauen* sind solche Orte überlebenswichtig. In vielen gemischten Einrichtungen erleben sie Diskriminierung oder fühlen sich nicht sicher. Der Unterschlupf e. V. setzt dem etwas entgegen: Er schafft einen Raum, der gezielt auf die Bedürfnisse marginalisierter Menschen eingeht, niedrigschwellig, respektvoll und solidarisch. Die Besucherinnen gestalten ihren Alltag aktiv mit, kochen gemeinsam, waschen ihre Kleidung und finden Zeit für Gespräche, Kreativität oder einfach Ruhe. Diese Tagesstruktur ist essenziell, um Perspektiven zu entwickeln und Isolation zu durchbrechen.
Doch jetzt ist dieses Angebot bedroht: Die Räumlichkeiten in der Wrangelstraße 30, die der Verein nutzt, werden nur übergangsweise vermietet durch die Evangelische Kirche. Durch ein geplantes Bauvorhaben ist unklar, wie lange der Verein dort noch bleiben kann. Damit droht nicht nur der Verlust eines Ortes, es droht der Verlust von Stabilität und Unterstützung für Dutzende Menschen, die auf diesen Schutzraum angewiesen sind.
Für mich ist klar: Soziale Infrastruktur darf nicht immer mehr verloren gehen, schon gar nicht in Kreuzberg 36. Das ist ein alarmierender Trend, gegen den wir uns entschieden stellen müssen. Der Kampf gegen Wohnungslosigkeit braucht mehr als warme Worte aus der Politik, er braucht sichere Orte, Housing-First-Strategien, bezahlbaren Wohnraum und eine verlässliche soziale Infrastruktur. Projekte wie der Unterschlupf e. V. verdienen nicht nur Anerkennung, sondern dauerhafte Absicherung.
Deshalb freue ich mich sehr, dass wir gemeinsam mit der Evangelischen Gemeinde es bereits geschafft haben, den Unterschlupf abzusichern, bis die Abrissarbeiten final beginnen. Das ist zwar nur ein erster, aber dennoch sehr wichtiger Schritt. Gemeinsam arbeiten wir jetzt daran, eine dauerhafte Lösung zu finden.
Am 11. Juni fand auf dem Lausitzer Platz eine Demonstration für bedrohte soziale Projekte statt, organisiert von den Ehrenamtlichen des Unterschlupf e. V. Ich danke allen, die dort ihre Stimme erhoben haben. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, Orte zu schützen, die Schutz bieten. Wir Grüne suchen nun weiter zusammen mit dem Unterschlupf nach einer neuen, geeigneten und dauerhaften Bleibe.
Eine solidarische Stadt erkennt man an den Räumen, die sie für die Schwächsten bereithält. Lasst uns dafür einstehen, dass diese Räume nicht verschwinden, sondern wachsen. Denn der Senat selbst prognostiziert einen Anstieg der Wohnungslosigkeit von heute 55 000 auf bis zu 115 000 Menschen bis 2030 – das zeigt, wie dringend wir hier auch einen Paradigmenwechsel in der Wohnungspolitik brauchen – durch ein faires Mietrecht, Housing-First-Angebote, Schutz vor Kündigungen und Zwangsräumungen und vieles mehr.