Wissen wir wirklich, was wir essen? Die Lebensmittelindustrie listet die Inhaltsstoffe auf – und lässt uns doch im Ungewissen. Kryptische E-Stoffe sind das bekannteste Beispiel der kulinarischen Verschlüsselungskunst. Aber auch wenn`s im Klartext auf der Packung steht, wird es knifflig: Wer von uns weiß denn genau, um was es sich bei Natriumglutamat oder Lecithin handelt und welche Folgen der ständige Genuss hat?
Die auf den Produkten veröffentlichten Listen geben zudem nur ein „Ranking“ wieder, das zum Tricksen einlädt: Zucker erscheint als „Saccharose”, „Maltodextrin“ oder „Glucose-Sirup”, Ei wird dividiert in „Eigelb” und „Eiweiß”. Auch die absoluten Zahlen fehlen. Hier wäre mit wenig Aufwand ein großes Stück mehr Schutz für die VerbraucherInnen möglich.
Mehr Freiheit, mehr Transparenz!
Wenig Freiheit für die VerbraucherInnen besteht auch bei der Gentechnik: In einer Tonne „gentec-freiem” Saatgut dürfen sich bis zu neun Kilogramm Gentech-Samen verstecken (Grenzwert: 0,9 Prozent). Milch oder Fleisch von einer mit Gentechnik-Mais gefütterten Kuh müssen überhaupt nicht gekennzeichnet sein. Dabei wäre es doch so einfach: Italien und Großbritannien labeln ihre Lebensmittel mit einem klar verständlichen „Gentechnisch verändert“ bzw. „Gentechnik-frei“ und sorgen so für Transparenz und Schutz. Nebenbei bemerkt: Fast die gesamte Bevölkerung Europas lehnt Gentechnik im Essen ab. Nur durch den Kauf von „Bio” ist es noch möglich, Gentechnik sicher auszuschließen.
Gentechnik schadet dem Menschen unmittelbar!
Ratten, die mit dem Gen-Mais MON 863 der Firma Monsanto gefüttert wurden, erlitten Schädigungen der inneren Organe, sowie eine negative Veränderung des Blutbildes. Das Besipiel macht deutlich: Gentechnik schadet Säugetieren, also auch uns Menschen, ganz direkt! Diese Risikotechnologie beseitigt nicht den Hunger auf der Welt, sondern nützt nur den Saatgut-Konzernen: Die BäuerInnen – vor allem in den armen Staaten – werden „abhängig” vom Saatgut und den dazu passenden Pestiziden gemacht. Und warum werden die Erträge wenigstens nicht größer, sondern oft sogar kleiner? Warum sinkt die Artenvielfalt und die Böden verarmen? Monsanto, Syngenta und BayerCropScience wollen diese Fragen nicht beantworten.
Auch uns blüht die Gen-Gefahr!
Aber nicht nur in den ärmsten Ländern der Welt, sondern auch in Deutschland wird Gentechnik großflächig angebaut. In Bayern, Sachsen-Anhalt oder in NRW blüht die Gen-Gefahr. Dank Renate Künast sind die Standorte im Internet zu finden (www.bvl.bund.de/gentechnik/ ). Bio-BäuerInnen sind durch das „Verursacher-Prinzip“ wenigstens etwas geschützt, da Gentech-LandwirtInnen für Verunreinigungen z.B. durch Pollenflug haften müssen. Für die heute noch nicht absehbaren Schäden an der Natur haftet der Staat – also wir alle.
Biocent für fairen Wettbewerb!
Auch die Kosten für die konventionelle Tiermast werden auf die Allgemeinheit abgewälzt. Würden alle ökologischen Folgekosten eingerechnet, wäre das Kilo Bio-Schnitzel fast genauso preiswert wie das in konventioneller Landwirtschaft herangezüchtete Billigfleisch. Das hat die Verbraucherschutzorganisation foodwatch in einer Studie herausgefunden. Das Bio-Schnitzel benötigt in der Produktion unter anderem weniger Energie und verursacht eine vielfach geringere Grundwasser-Verschmutzung. Auf der anderen Seite ist es arbeits- und flächenintensiver, und deswegen für die EndverbraucherInnen teurer – die ökologischen Folgekosten für die konventionelle Tiermast bezahlen alle mit. Ein Biocent, also eine Art Ökosteuer auf Lebensmittel, würde diese Marktverzerrung beseitigen.
Zu wissen, was wir essen: Das ist nicht immer angenehm. Aber kann es uns deshalb egal sein? Sollten wir einfach unbedarft alles in uns hinein stopfen? Nicht immer politisch korrekt zu essen, ist kein Problem. Aber unser Körper sollte uns schon etwas wert sein. Und mit Öko leben einfach alle besser.
Zuerst erschienen im SPUNK.