Juhu, geschafft! Wir haben auf unserem Parteitag einen wohnungspolitischen Leitantrag und dabei auch die Grundlagen eines Wohnungswirtschaftsgesetzes (WOWIG) beschlossen.

In dem Beschluss mit dem „Ein bezahlbares Zuhause für alle schaffen – für eine soziale Wohnungspolitik, faire Mieten und eine nachhaltige Stadtentwicklung“ finden sich eine Vielzahl von Forderungen, um dem Ziel, mindestens 50% des Berliner Wohnungsmarktes in gemeinwohlorientierte Hand zu bekommen näher zu kommen. Die Palette reicht on umfassenden Maßnahmen für mehr Mieterschutz bis hin zu einer Liegenschaftspolitik für die Genossenschaften und einer sozialen Wärmewende im Wohnungssektor.

Das Wohnungswirtschaftsgesetz war aber unser Schwerpunkt gestern. Denn der Staat muss wieder handlungsfähiger werden, ob bei Eigenbedarfskündigungen, fehlenden Sozialwohnungen oder dem Abriss von intaktem Wohnraum. Er muss den Wohnungsmarkt stärker steuern. Verdrängung, steigende Mieten, Schikane und das Aushalten von Missständen sind keine Privatangelegenheit, sondern müssen endlich von uns, dem Land Berlin und den Bezirken gemeinsam bekämpft werden. Das kann der Staat auch, und zwar mit einem Wohnungswirtschaftsgesetz.

Von Haselhorst bis Lichtenrade, von der Gropiusstadt, über die Habersaathstraße bis zur Aachener/Ecke Mecklenburgische Straße und zum Kotti – Mieter*innen aus ganz Berlin listen mir regelmäßig die Widrigkeiten auf, mit denen sie leben müssen: Undichte Fenster, kaputte Heizungen, ausgefallenen Fahrstühlen, Schimmel oder jahrelanger Leerstand. Häuser, die immer wieder verkauft wurden, ohne dass auch nur ein Finger für die notwendige Instandhaltung gerührt wurde – auf Kosten der Bausubstanz und der Mieter*innen. Dies können und werden wir nicht länger hinnehmen!

Wer als Vermieter oder Vermieterin seinen bzw. ihren Pflichten nicht nachkommt, sollte mit einer starken Behörde und mit starken Durchgriffsrechten rechnen müssen. Und wer mit Wohnraum nur spekuliert, der hat am Berliner Wohnungsmarkt sowieso nichts verloren! 

Mit der Vergesellschaftung und einem Wohnungswirtschaftsgesetz in Kombination ist ein umfassender Meilenstein hin zu einem gemeinwohlorientierten Wohnungsmarkt möglich.

„Es geht uns darum, die wohnungswirtschaftlichen und mietrechtlichen Missstände zu beenden und die Geschäftsmodelle, die primär auf maximale Renditen zielen, auf Allgemeinwohl verträgliches Wirtschaften zu verpflichten. Dies soll ein zentraler Baustein werden, um eine sozial verantwortliche und nachhaltige Wohnraumversorgung in unserer Stadt zu erreichen. Die Verteilung des Wohnraums und des Zugangs zum Wohnungsmarkt muss in Berlin vorrangig nach sozialen Gesichtspunkten erfolgen, damit Wohnen für die Breite der Gesellschaft wieder bezahlbar wird oder bleibt.“

Folgende Instrumente sind u.a. dabei vorgesehen:

  • Vermieterführschein, bzw. Eine Lizenz zum Vermieten müssen alle Eigentümer*innen mit einem Bestand ab 100 Wohnungen; gemeinnützige Träger wie Genossenschaften oder kirchliche Träger und landeseigene Wohnungsunternehmen sind dabei von der Pflicht ausgenommen.  Dabei handelt es sich um einen Katalog, der die Grundsätze und Pflichten einer ordnungsgemäßen, sozial verantwortlichen Verwendung und Bewirtschaftung von
    Wohnraum regelt. Dazu zählen Kriterien wie die vollständige Offenlegung der Eigentums- und Finanzverhältnisse gegenüber den Wohnungsaufsichtsbehörden, die Bilanzierung nach
    tatsächlich realisierten Werten statt nach spekulativen Marktwertannahmen und die Bildung
    von angemessenen Rücklagen für Instandhaltungs- und (ökologische) Erneuerungsinvestitionen.
  • Miet- und Wohnungskataster: wir wollen ein Wohnungskataster aufbauen, in dem perspektivisch alle Wohnungen in Berlin sowie deren aktueller Mietzins, Informationen zu Umwandlungen und die Besitzverhältnisse transparent erfasst werden. Leerstand, der zur Spekulation dient und die Zweckentfremdung von Wohnraum sind systematisch zu erfassen und zu sanktionieren.
  • Landesamt für Wohnungswesen, das als koordinierende Stelle zusammen  mit den für die Bau- und Wohnungsaufsicht zuständigen Stellen in den  Bezirken, das für die Durchsetzung des Gesetzes zuständig ist.
  • Sozialquote für Vermieter*innen ab 1000 Wohneinheiten: diese müssen gestaffelt einen Anteil ihrer Neuvermietungen an Haushalte mit einem WBS-fähigen Einkommen vermieten

Rede: 5 Freunde für die Mietpreisbremse?

Es braucht nur die 5 Stimmen der 5 CDU Bundestagsabgeordneten, damit die Mietpreisbremse verlängert wird! Statt bei seinen Kollegen im Bundestag Druck zu machen für die Mieter*innen in Berlin, versteckt sich der wohnungspolitische Sprecher der CDU Fraktion hier in Berlin, Herr Dr. Nas lieber hinter Zuständigkeiten. Wenn der Regierende Kai Wegner es ernst meint, mit seinen Forderungen für die Mietpreisbremse und mehr Regulierung, muss er Herrn Dr Luczak und Co jetzt zur wohnungspolitischen Vernunft bringen!

Mietenstopp jetzt – für einen Paradigmenwechsel in der Wohnungspolitik

Steigende Mieten und Verdrängung. Die sind nicht nur in Berlin traurige Realität: ob Stuttgart, Leipzig, Bremen, Nürnberg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt … in allen wachsenden Städten, im Süden, im Norden, im Westen und ja auch im Osten, explodieren die Mieten. All diese Städte haben einen angespannten Wohnungsmarkt. In all diesen Städten erwarten die Mieter*innen von uns konkrete Hilfe.

Wir haben auf unserem Bundesparteitag am Wochenende in einem Antrag zu „Gerechtigkeit statt Spardiktakt“ die zentralsten Maßnahmen und Instrumente beschlossen, die Immobilienspekulation unterbinden und Mieter*innen endlich schützen soll:

https://cms.gruene.de/uploads/assets/Beschluss-vorl%C3%A4ufig-VR-01-Gerechtigkeit_statt_Spardiktat_F%C3%BCr_ein_Land_das_funktioniert.pdf

Besonders zentral dabei: der Mietenstopp. Das Konzept des Mietenstopps gibt es seit 2019 und es ist ausgearbeitet. Das Konzept des Mietenstopps wird von den Verbänden gefordert. Und das Konzept des Mietenstopps ist klar: Wird ein Mietenstopp durch die Kommune verhängt dürfen die Mieten für sechs Jahre nicht erhöht werden. Ist der Mietenmarkt nicht ganz so schlimm angespannt, dürfen die Mieten dagegen in drei Jahren sogar um sechs Prozent steigen.

Mit unserem Beschluss zum Mietenstopp stehen wir weiterhin an der Seite des Mieterschutzbund, der AWO, des DGB, des Paritätischen Wohlfahrtsverband und der freien Studentinnenvertretung.

Ja Unternehmen müssen auch Gewinne machen, das ist ihr Job, aber viele private Konzerne haben in den letzten Jahre fette, überhöhte Renditen gemacht. Sie haben aus den Menschen, die schon unter der hohen Inflation, der enormen Preissteigerungen leiden und jeden Cent umdrehen mussten, auch noch den letzten Euro herausgepresst. Sie haben die Mieten für ihren Profit so explodieren lassen, dass in vielen Städten über die Hälfte der Menschen akut Angst haben, ihr zu Hause zu verlieren. Und meist wurde noch nicht mal in den Bestand investiert, teils haben sie Häuser sogar verfallen lassen.

Die anhaltende Mietpreisspirale am Immobilienmarkt spaltet die Gesellschaft in Gewinner*innen und Verlierer*innen – und die Mieterhaushalte mit geringem Einkommen sind die großen Verlierer dabei. Wenn das Erbe der Eltern entscheidet, ob man noch in der Innenstadt leben kann, dann läuft etwas gewaltig falsch in unserem Land. Früher wurden Wohnungen gebaut, damit Menschen darin wohnen können, heute damit internationale Fonds fette Rendite machen. Das müssen wir ändern – und zwar bevor es zu spät ist!

Wir müssen die politische Kraft sein, die den Menschen die Angst vor Verdrängung nimmt. Wir müssen die Kraft sein, die auf der Seite der Menschen für ihr Zuhause kämpft. Und zwar mit einer klaren Forderung: Mietenstopp jetzt!

Ein Mietenstopp allein reicht aber nicht, wir brauchen zudem einen deutlich stärkeren Schutz bei Eigenbedarfskündigungen und bei

Kündigungen wegen Mietschulden, eine Entfristung der Umwandlungsbremse sowie der Mietpreisbremse genauso wie das Schließen von Steuerschlupflöchern bei Immobilienkäufen.                                                        

Verdrängung für Eigenbedarfskündigungen stoppen!

Eigenbedarfskündigungen sind heute einer der Hauptgründe für Wohnraumverlust, denn der Leitsatz „Kauf bricht Miete nicht“ gilt nur theoretisch. Im praktischen Leben schützt er nicht vor der Kündigung wegen Eigenbedarfs, auch weil häufig die 10 Jahre Kündigungsschutz bereits ausgelaufen sind. Das ist ein sozialpolitisches Pulverfass. Denn wir haben Kieze, in denen 30–50 % der Wohnungen in Eigentum umgewandelt wurden und Schutzfristen bereits ausgelaufen sind. Meist trifft es einkommensschwache und ältere Mieter*innen, die kaum Chancen haben, ein neues Zuhause zu finden. In Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg zB sind viele betroffen, weil sie in einer umgewandelten Sozialwohnungen leben, deren Mietpreis- und Belegungsbindung nun ausläuft und die nun auf dem freien Markt verkauft werden. Es darf nicht sein, dass in unserer Stadt gerade Ältere in die Wohnungslosigkeit geschickt werden, nur damit einige Wenige Rendite machen können.
Besonders perfide dabei ist, dass der Eigenbedarf in ca. 50 % der Fälle nur vorgetäuscht ist, obwohl dieser bereits extrem weit definiert ist. Selbst für die Unterbringung eines Aupairs kann man Eigenbedarf geltend machen. Als ersten schnellen Schritt fordern wir den Senat deshalb auf, endlich ein Register einzurichten, das Umwandlungen und Eigenbedarfskündigungen transparent macht und Missbrauch leichter verfolgen lässt. Zusätzlich müssen wir diesen Missbrauch als Ordnungswidrigkeit einstufen und die durch die Verdrängung entstandenen Gewinne abschöpfen. Die bisherigen Schadensersatzregelungen reichen bei Weitem nicht.
Unseren ganzen Antrag mit allen Forderungen findet ihr, wenn ihr bei Pardok 19/1752 sucht, oder unter diesem Link: https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/DruckSachen/d19-1752.pdf

Über unseren Antrag und einen Fall über vorgetäuschten Eigenbedarf hat auch ZDF Frontal gestern Abend berichtet: https://www.zdf.de/politik/frontal/frontal-eigenbedarf-kuendigung-vorgetaeuscht-mietvertag-100.html