Welche Auswirkungen hat der Weiterbau der Autobahn A 100 durch Treptow und Friedrichshain?
Gegenwärtig plant der rot-rote Senat eine Stadtautobahn für über 420 Mio. Euro vom Dreieck Neukölln bis zum Treptower Park zu verlängern, den momentan teuersten Autobahnabschnitt der Republik. Der gesamte Verkehr soll am Endpunkt Treptower Park in das vorhandene Straßennetz abfließen. Damit wird die Elsenbrücke über die Spree faktisch zum Autobahnzubringer für Friedrichshain. Das kann nur zu ständigem Stau führen: Viele BewohnerInnen in den betroffenen Kiezen sind zu Recht verunsichert und empört – besonders vor dem Hintergrund, dass die Autobahn perspektivisch sogar weiter in Richtung Norden mitten durch Friedrichshain verlaufen soll.
Ein Gutachten des Bezirks im Jahr 2009
Berlin trägt die Planungskosten, die offiziell auf weitere 36,5 Millionen Euro geschätzt werden. Zusätzlich kann man dann großräumig rund um die neue Anschlussstelle Treptower Park einen der vermutlich hartnäckigsten Dauerstaus des Landes besichtigen. Gelingt es nicht, den Ausbau zu verhindern, wird dort nichts mehr stattfinden, das noch als Verkehrsfluss bezeichnet werden kann. Auch Friedrichshain-Kreuzberg wird dabei auf seine Kosten kommen. Der Verkehr in Richtung Innenstadt wird hauptsächlich über die bereits heute stark befahrene Schlesische Straße und über die Elsenbrücke abfließen.
Nach voraussichtlich sechs Jahren Bauzeit würde sich der Asphaltstreifen größtenteils sechs-, manchmal auch achtspurig, quer durch die Kleingärten am Mergenthalerring bis zum Einkaufszentrum Treptower Park ziehen. Dort würde er zwischen Bahndamm und Einkaufszentrum austreten und seine prognostizierten 60.000 Autos pro Tag in das vorhandene Straßennetz entlassen. Neben den riesigen Kosten werden der Autobahn etwa 300 Kleingärten, vier Wohnhäuser mit 200 Wohnungen in der Beermannstraße und mehrere Gewerbetreibende weichen müssen. Dazu kommen noch höhere Belastungen mit Lärm, Abgasen und Feinstaub als bisher. Deshalb wurde die geplante weitere Trasse (Bauabschnitt 17) in Richtung Frankfurter Allee vorausschauend nicht in die Umweltzone einbezogen.
Während der Bauarbeiten rechnet der Senat mit 40 Wochenendsperrungen des S-Bahnringes sowie einer sechswöchigen Totalsperrung während der Sommerferien. So bekommen auch die Nutzer des ÖPNV etwas für die vielen Steuergelder. Mit einer nachhaltigen Verkehrsplanung hat der Neubau nichts zu tun. Selbst das erklärte Ziel des Senats, die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten, scheint äußerst zweifelhaft. Denn was ist diese Autobahn anderes, als eine Einladung für BesucherInnen der Innenstadt mit ihren Autos direkt weiter in die City zu fahren? Warum sollte man einmal am Treptower Park angekommen für die letzten paar Meter in die Öffentlichen umsteigen?
Widerstand formiert sich. Seit längerer Zeit engagiert sich die Bürgerinitiative Stadtring Süd (BISS) gegen dieses Vorhaben und informiert Bürgerinnen und Bürger über seine Auswirkungen.
Bündnis 90/Die Grünen sind die einzige Fraktion im Abgeordnetenhaus, die sich gegen einen Bau weiterer Autobahnen in der Innenstadt aussprechen. Ein Antrag von Claudia Hämmerling, unserer verkehrspolitischen Sprecherin, der den Senat aufforderte, die Planungen einzustellen, wurde von allen anderen Fraktionen abgelehnt.
Eine Autobahn passt nicht in eine Zeit, in der immer weniger Menschen das Auto nutzen. Was wir brauchen, ist ein deutlicher Ausbau der Angebote für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer. Es ist erfreulich, dass immer mehr Menschen Rad fahren. Sie brauchen deutlich mehr Platz zum Fahren und Abstellen. Weil ich selbst viel mit dem Rad unterwegs bin, weiß ich, dass hierfür auch in Friedrichshain-Kreuzberg noch viel zu tun ist.