Der Druck auf dem Berliner Wohnungsmarkt nimmt stetig zu, vor allem hier bei uns in Friedrichshain-Kreuzberg. Die Mieten steigen, viele Menschen suchen verzweifelt bezahlbaren Wohnraum. Gleichzeitig stehen immer wieder Wohnungen lange leer oder werden als Ferienapartments genutzt, obwohl das nach dem Zweckentfremdungsverbot gar nicht erlaubt wäre. Damit entziehen Eigentümer*innen dem Markt dringend benötigte Wohnungen, mit gravierenden Folgen für Nachbarschaften, soziale Strukturen und die gesamte Stadt.
Friedrichshain-Kreuzberg ist besonders betroffen. Unser Bezirk zieht jährlich über 1,7 Millionen Tourist*innen an. Während Hotels leerere Betten melden, boomt die Vermietung über Plattformen wie Airbnb oder Booking.com. Viele dieser Ferienwohnungen sind nicht genehmigt – und damit illegal. Der ständige Gästewechsel führt zu Unruhe, Partylärm und dem Verlust gewachsener Nachbarschaften. Noch schwerer wiegt aber: Immer weniger Wohnungen stehen den Berliner*innen zur dauerhaften Nutzung zur Verfügung. Während Menschen verdrängt werden, werden ganze Häuser zu Renditeobjekten umfunktioniert.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Leerstand. In vielen Straßen finden sich Wohnungen, die über Monate oder sogar Jahre leer stehen. Die Gründe sind vielfältig, von spekulativem Horten, der Nutzung als Abschreibungsmodell über Sanierungsverzögerungen bis hin zu reiner Gleichgültigkeit. Doch klar ist: In einer Stadt mit enormem Wohnraummangel ist jedes leerstehende Zuhause eines zu viel. Wenn Eigentümer*innen Wohnungen absichtlich nicht vermieten, um auf steigende Bodenpreise oder höhere Verkaufserlöse zu warten, ist das nichts anderes als sozialer Missbrauch von Eigentum.
Damit Leerstand und illegale Ferienwohnungen nicht unsichtbar bleiben, haben wir als Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus eine interaktive Karte gestartet. Sie zeigt: In fast allen Kiezen in Friedrichshain-Kreuzberg gibt es Wohnungen, die dem Markt entzogen sind, von der Warschauer Brücke bis zum Landwehrkanal. Die Karte schafft dringend notwendige Transparenz. Sie gibt Anwohner*innen die Möglichkeit, selbst Fälle – auch anonym – zu melden, und erhöht den Druck auf die Behörden und den Senat, endlich konsequent durchzugreifen.
Was jetzt getan werden muss
Doch Sichtbarkeit allein reicht nicht aus. Wir brauchen entschlossenes politisches Handeln. Illegale Ferienwohnungen müssen konsequent verfolgt, Online-Portale wie Airbnb stärker kontrolliert und Verstöße empfindlich sanktioniert werden. Die Zweckentfremdungsbehörden in den Bezirken müssen personell so ausgestattet sein, dass sie Anzeigen zügig bearbeiten und rechtssicher durchgreifen können.
Zusätzlich fordern wir, dass die Zweckentfremdung von Wohnungen als Ferienunterkunft künftig umfassend untersagt wird. Die Vermietung von Zweit-/Nebenwohnungen zu touristischen Zwecken soll vollständig verboten werden, es gibt genug freie Hotelangebote. Die bisherige 90-Tage-Regelung für Nebenwohnungen muss daher ersatzlos gestrichen werden. Die Möglichkeit, die Zweckentfremdung von Wohnraum als Ferienwohnungen in sog. Milieuschutzgebieten zu untersagen, sollten die Bezirke flächendeckend nutzen. Dazu sollen die von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen berlinweit vereinheitlichten Ausführungsvorschriften zu Genehmigungskriterien für bauliche Anlagen in Gebieten mit Erhaltungsverordnung dahingehend ergänzt werden. Zur besseren Durchsetzbarkeit sollen zukünftig – wo möglich – Untersagungen auf Grundlage beider Regelungsregime erfolgen.
Denn das Zweckentfremdungsverbot, das seit 2014 besteht, hat sich leider als unzureichend erwiesen. Zu viele Schlupflöcher, fehlende Kooperation der Online-Plattformen, zu niedrige Bußgelder, zu wenig Kontrolle: Am Ende bleibt es ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Bezirken, Plattformen und findigen Investor*innen. Nur so lässt sich verhindern, dass einzelne wenige weiterhin vom Wohnungsmangel profitieren, während viele Menschen keine Wohnung finden.
Jede Wohnung, die wieder regulär vermietet wird, ist ein Stück soziale Gerechtigkeit.
Sie bedeutet ein Zuhause für eine Familie, eine Studierende oder einen Rentner. Sie stärkt Nachbarschaften und schützt die Vielfalt, die Berlin so lebenswert macht.
Deshalb gilt: Wohnraum darf kein Spekulationsobjekt sein. Wir kämpfen dafür, dass Eigentum in Berlin wieder Verantwortung bedeutet und dass Wohnen als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge verstanden wird. Leerstand, Zweckentfremdung und illegale Ferienwohnungen dürfen kein lukratives Geschäftsmodell mehr sein.
Dafür könnt ihr selbst aktiv werden: Meldet uns Leerstand oder illegale Ferienwohnungen. Über unser Online-Formular könnt ihr Hinweise – auch anonym – abgeben. Wir leiten sie, wenn gewünscht, an die zuständigen Wohnungsämter weiter und setzen uns politisch dafür ein, dass gehandelt wird.
Auf unserer Karte könnt ihr außerdem sehen, wo besonders viele Fälle gemeldet wurden. So entsteht ein klares Bild davon, wo der Druck im Bezirk am größten ist.
https://gruene-fraktion.berlin/kampagne/dein-zuhause
Denn jede Wohnung, die wieder dauerhaft bewohnt wird, stärkt unsere Nachbarschaft.
Macht mit – für mehr Wohnraum statt Rendite!
