Rave Clean Save Green

Unter dem Motto „Rave Clean – Save Green“ demonstrierten am vergangenen Samstag Veranstalter und Gäste von Free-Open-Airs für eine umweltfreundliche Ravekultur in Berlin. Die Berlin Club Commission, die die Demo unterstützte, hatte mich als Rednerin eingeladen. Meine Rede, die ich vor der lauten bunten Putz- und Feiermeute gehalten habe findet ihr unterstehend:

Liebe Freundinnen und Freunde der Tanzkultur unter freiem Himmel, liebe Feiermeute! Schön, dass so viele mit dieser Demo ein Zeichen setzen wollen, dass Open Airs und Freiraumveranstaltungen auch zu Berlin gehören, wie die Opern und Theater, wie Currywurst und Döner.

Feiern und Clubkultur sind für Berlin ein Lebenselixier, das unbedingt erhalten werden muss. Daher begrüßen wir Grüne eure Initiative für faires und verantwortungsvolles Raven! Eine Selbstverpflichtung der Open Air Veranstalter, wie von der CC erarbeitet, ist aus unserer Sicht ein sehr wichtiger, konstruktiver Schritt, um Anerkennung und Akzeptanz in der ganzen Stadtgesellschaft zu schaffen.

Doch aus Bezirkssicht gibt es noch ein paar grundsätzliche Probleme, von denen ich euch kurz berichten will: zum einen fehlt generell Geld, wie Grünflächen bei ständiger Nutzung ordentlich in Schuss gehalten werden sollen und zum anderen ist Friedrichshain-Kreuzberg der dichtest besiedelte Bezirk in ganz Berlin – das führt zwangsläufig zu Nutzungskonflikten, insbesondere im öffentlichen Raum.

Um diese Konflikte (zumindest teilweise) zu lösen, braucht es  ausreichend finanzielle Mittel für die Bezirke: Hier in Friedrichshain-Kreuzberg haben wir für Grünflächen gerade einmal einen Jahresetat von 500.000 Euro. Allein um den Görli für alle sauber und begehbar zu halten verbrauchen wir dafür aber schon fast die Hälfte dieses Geldes. Jetzt könnt Ihr euch selber denken, wie sehr das Geld an allen Ecken und Enden fehlt. Damit will ich mich nicht herausreden, aber für Verständnis werben, dass die Bezirke nicht einmal mehr wissen, wie sie die Infrastruktur für das öffentliche Gemeinwohl bewerkstelligen sollen. Das sind die Rahmenbedingungen und Probleme, mit denen auch wir uns, die wir Open Airs unbedingt erhalten wollen, auseinandersetzen müssen.

Es freut mich außerordentlich, dass Ihr diese Demo unter das Motto: RAVE CLEAN – SAVE GREEN' gestellt habt.
Mit eurer Demo zeigt ihr, dass ihr verstanden habt, dass Feiern, Respekt und Verantwortungsbewusstsein für Umwelt und Mitmenschen zusammen gehören. Doch leider fehlt es bei vielen Gästen und auch bei manchen Veranstaltern von Open Airs immer noch am nötigen Bewusstsein  – das muss ich als Anwohnerin des Görli leider wöchentlich erleben.
Um so mehr danke ich allen Veranstaltern, die sich das auf die Fahnen geschrieben haben. Aber wir müssen weiter dafür sorgen, dass alle Gäste und Veranstalter sich verantwortungsvoll verhalten – ich war selber Veranstalterin von diversen Open Airs in Friedrichshain – ich weiß, wie schwer das ist. Aber, liebe Leute, das müssen wir hinkriegen, damit die Anwohner auch mitspielen und alle, die unseren Lebensstil nicht mögen keine Argumente bekommen, um uns aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen!

Ich will euch aber auch dazu aufrufen, dass wir mutiger Freiräume neu erkämpfen und vor allem den Bestandsschutz von Clubs  durchsetzen. Ich habe dazu eine Initiative im Abgeordnetenhaus gestartet und hoffe, dass ich den Senat dazu bekomme, sein Versprechen von 2012, einen solchen Bestandsschutz von Clubs gesetzlich zu verankern, einzulösen  – dabei brauchen wir eure Unterstützung und vor allem den nötigen, öffentlichen Druck!

Für den Erhalt der Berliner Feier- und Clubkultur ist die Liegenschaftspolitik des Landes zentral! Derzeit werden über 29.000 Berliner Grundstücke geclustert nach Nutzungsart und -möglichkeiten, ob sie z.B. als Schulgebäude gebraucht werden, ob auf einer Fläche Wohnungsbau entsteht oder Flächen verkauft werden.

Wir als Grüne haben große Sorgen, dass bei der neuen Liegenschaftspolitik die Clubs und experimentellen Freiräume nicht ausreichend berücksichtigt werden – denn auch bei dieser sogenannten neuen Liegenschaftspolitik wird der Preis, den man für ein Grundstück oder Gebäude bezahlt, in den meisten Fällen entscheidend sein. Wir brauchen daher dringend Regelungen, mit denen auch Clubs und Kultureinrichtungen bei der Grundstücksvergabe zum Zuge kommen. Erfolgreiche Zwischennutzungen sollten z.B. ein Vorkaufsrecht  für landeseigene Flächen bekommen.

Denn die Durchmischung der Stadt, also auch der Innenstadt mit preiswerten Kultur- und Kreativstandorten ist elementar für die gesamtstädtische Entwicklung Berlins: warum kommen denn so viele Leute nach Berlin? Deshalb zum Schluss meine Bitte als Mitglied des Abgeordnetenhauses an Euch: lasst uns gemeinsam für diese Anliegen kämpfen, macht uns im Abgeordnetenhaus und Senat ordentlich Druck! Damit Berlin eben nicht nur immer schicker wird, sondern auch laut und bunt bleibt!